Kultur und Geschichte des Olivenöls in Griechenland

Knorrige Äste ächzen in der heißen Luft, ein Windstoß fährt raschelnd durch die Blätter, während grüne Früchte in der Sonne reifen… Ein Nachmittag im Schatten des Olivenbaumes lässt die Hektik der Moderne vergessen und beschwört Bilder aus uralter Zeit hervor.
So ranken sich um den symbolträchtigen Olivenbaum und seinen Ursprung viele Legenden. Doch auch abseits von Mythen ist die Kultur und Geschichte Griechenlands untrennbar mit der Olive und ihrem Öl verbunden.

Athene und der Olivenbaum

Am bekanntesten ist wohl der Mythos vom Wettstreit zwischen den griechischen Göttern Athene und Poseidon. Beide wetteiferten um die Gunst der größten und einflussreichsten Stadt der damaligen Zeit. Doch nur, wer den Einwohnern das beste und nützlichste Geschenk machte, sollte von Zeus zum Namenspatron der Stadt erkoren werden.
Poseidon, der mächtige Gott der Meere, schenkte der trockenen Region einen Brunnen. Doch aus ihm floss nur Salzwasser. Athene aber, die Göttin der Weisheit, stieß ihre Lanze in den Boden und es wuchs ein Olivenbaum. Dieser spendete Nahrung, Olivenöl und Holz. Damit gewann sie das Duell und die Stadt Athen wurde nach ihr benannt. Jener Baum, so der Glaube, war der erste Olivenbaum der Welt. Von ihm sollen noch heute die ältesten Olivenbäume der Akropolis abstammen.

Frühe Funde

Die Olive begleitet die Anwohner des Mittelmeeres schon seit Jahrtausenden. Früheste Schriften der Hebräer, Ägypter, Griechen und Römer erwähnen den Olivenbaum. Nicht zuletzt in der Bibel und im Koran werden die wohlschmeckenden Olivenfrüchte gepriesen.
Auf Kreta wurde die Olive nachweisbar bereits um 6000 v. Chr. als Nahrung genutzt. Einzelne Funde von Archäologen auf den ägäischen Inseln Santorini und Nisiros brachten zudem versteinerte Blätter und Früchte kultivierter Olivenbäume zum Vorschein, die stolze 50-60.000 Jahre zurückdatieren.

Griechenland und die Olive

Die Olive und ihr Öl sind tief verbunden mit der Griechischen Kultur. Schon für die alten Griechen war die Olive als Nahrungsmittel und Teil ihrer Religion eine wichtige Konstante im täglichen Leben. So galt die Olive als heiliger, von den Göttern begünstigter Baum. Inschriften der untergegangenen minoischen Kultur belegen, dass schon 1.500 v. Chr. parfümiertes und mit Kräutern gewürztes Olivenöl den Göttern als Opfer dargebracht wurde.

Die Homerische Periode und das Griechische Altertum

Geschichtliche Zeugnisse erwähnen den Olivenbaum, allen voran Homers berühmte Schriften. Der griechische Dichter beobachtete, dass bei den von Herakles begründeten Olympischen Spielen den Siegern als Zeichen ihres Triumphs ein Kranz aus Olivenzweigen aufgesetzt wurde. Er berichtete sogar von einer besonderen Olivenöl-Diät zur Vorbereitung auf die Spiele. Kräuteröle wurden zu Homers Zeiten auch zur Köperpflege und zur rituellen Reinwaschung der Toten benutzt. Die Ilias erzählt, dass Aphrodite, die Liebesgöttin, den toten Hektor (einen der Protagonisten des Trojanischen Krieges) mit Olivenöl einrieb, das mit Rosenblättern aromatisiert war.

Das Alte Rom und die Byzantinische Zeit

Auch nach Homers Zeit setzte die Olive ihren Siegeszug fort. Unter den Römern blühte der Handel. Die besten griechischen Oliven wurden in die Hauptstadt Rom und bis in die entlegensten Winkel des Reiches exportiert. Auch die aufkommende christliche Religion band in ihre Riten das Olivenöl ein. In byzantinischer Zeit beherrschten große Olivenhaine in Griechenland und vor allem auf dem Peloponnes das Bild des Landes.

Die Olive in der Neuzeit

Der Olivenhandel führte im Laufe der Zeit zur Entwicklung einer starken lokalen Wirtschaft. Seit dem 18. Jahrhundert wurde Olivenöl nicht nur zum Verbrauch in der Küche produziert. Mit der aufkommenden Parfüm- und Seifenherstellung in Frankreich wurde Olivenöl auch zum Rohstoff der Seifenproduktion. Fast die gesamte Warenmenge wurde nun nach Marseille, dem damaligen Zentrum der Seifenproduktion, exportiert. Auch heute werden aus griechischem Olivenöl feinste Seifen und Feuchtigkeit spendende Cremes hergestellt.

Neben der Wirtschaft profitierten auch andere von den Vorzügen der Olive. So gab der Olivenbaum seit Homer immer wieder Impulse für künstlerische Meisterwerke. Die Maler des frühen Expressionismus, vor allem van Gogh, entdeckten den Olivenbaum als Motiv. Von Goethe über George Sand bis Erich Kästner: Dichter und Denker der Neuzeit priesen den Ölbaum und ließen sich von ihm inspirieren.

Die Olive als Friedenssymbol – damals und heute

Seit alters her gilt der Olivenbaum als Symbol für Frieden und Wohlstand. Bis ein Olivenbaum zur vollen Reife kommt dauert es bis zu 15 Jahre. In diesen Jahren will der Baum wohl umhegt und gepflegt werden – dort wo Chaos und Krieg herrschen gedeihen keine Olivenbäume. So war der Ölzweig für Noah ein Zeichen der Hoffnung und auch die Olympischen Spiele und ihr höchster Preis, der Kranz aus Olivenzweigen, standen im Zeichen des Friedens: Während der Dauer der Spiele mussten alle beteiligten Staaten Frieden bewahren.
Diese positive Symbolkraft des Olivenbaumes setzt sich auch in der heutigen Zeit fort. Der Olivenzweig ist heute als Symbol der Vereinten Nationen (UNO) weltbekannt. Ganz im Einklang mit seiner Jahrtausende alten Geschichte steht er für das Ziel den Frieden auf der ganzen Welt zu sichern.

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